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GP Tell 2008:

Interview mit Guido Graf und Sepp Lötscher

Das Motto lautet "Zurück zu den Wurzeln"

Tourdirektor Guido Graf und Sportchef Sepp Lötscher nehmen Stellung zu aktuellen Fragen betreffend UCI und geben einen Ausblick auf die bevorstehende 35. Ausgabe des GP Tell.

Interview: Res Oppliger

Vor einem Jahr erlebte der GP Tell Schatten und Licht in rascher Abfolge. Licht in Form des Labels als UCI-Nationencuprennen und Schatten beim Sieg eines Fahrers, der einen Monat vor dem Rennen positiv auf Doping getestet wurde. Mit welchen Gedanken blicken Sie zurück auf die Ereignisse im letzten Jahr?

Sepp Lötscher (SL): Aus sportlicher Sicht blicken wir auf einen hervorragenden Anlass zurück. Ich bin immer noch beeindruckt vom Solosieg durch Mathias Frank in Arosa (Anm. Red: Heute als Professional beim Team Gerolsteiner tätig).
Das Verhalten der UCI gegenüber uns als Veranstalter hat mich traurig gestimmt. Es vergingen fast zwei Monate bis wir im Besitze der Dopingresultate unseres Rennens waren. Der Weltverband gibt nach wie vor keine Fehler zu im Verfahren, obschon Fakten eine andere Sprache sprechen. So leid mir diese Aussage tut, aber ausser Vorwürfen haben wir in der Angelegenheit „Reschetnikov“ vom Weltverband nichts gehört.

Guido Graf (GG) : Ich kann Sepp Lötscher nur beipflichten. Sportlich war der Anlass top, aber es bleibt ein sehr fahler Nachgeschmack. Von der UCI haben wir im Anschluss an unser Rennen sehr lange einfach nichts gehört. Wir fühlen uns – bis heute – im Stich gelassen, hilflos gegenüber den Fakten, die einer unserer Funktionäre zufälligerweise (!) im Internet gefunden hat. Innerlich habe ich mit dem Fall noch nicht abgeschlossen.

Generell macht die UCI schwierige Zeiten durch. Mannschaften und Veranstalter steigen aus der Protour-Serie aus. Einzelne Nationen und Verbände überholen die UCI im Kampf gegen unerlaubte Substanzen. Von den Pannen in der Kommunikation, von der ihr betroffen seid, ganz zu schweigen. Welche Konsequenzen zieht ihr aus dieser Situation?

SL: Es gibt einen grossen Unterschied zwischen dem zögerlichen Handeln und den geäusserten Absichten der UCI im Kampf gegen Doping. Es stimmt nachdenklich, wenn Organisatoren das Heft bei der Dopingbekämpfung in die Hände nehmen müssen. Wir haben die Konsequenzen gezogen und uns vorläufig aus dem Nationencup verabschiedet. Aus sportlicher Sicht bedaure ich diesen Schritt sehr, denn genau auf einen Anlass wie den UCI-Nationencup haben wir jahrelang hingearbeitet. Aus finanziellen Gründen musste die Anzahl der Mannschaften reduziert werden. Zur Zeit sind 16 Teams zum GP Tell zugelassen, ev. kommt noch 1 Team dazu.

GG: Der Austritt aus dem Nationencup hat primär negative finanzielle Konsequenzen. Wir sahen uns gezwungen, das Fahrerfeld in diesem Jahr zu reduzieren. Ich hoffe nicht, dass wir – wirtschaftlich gesehen – längerfristig unter den Ereignissen des letzten Jahrs leiden müssen. Schlecht für den Sport im Allgemeinen wie für den Schweizer Radsport im Speziellen sind aber solche Ereignisse immer.

Kommen wir zum GP Tell 2008. Wie sind die organisatorischen Rennvorbereitungen in diesem Jahr verlaufen?

GG: Der Tell 2008 läuft unter dem Motto „back to the roots“. Der GP Tell soll als wichtigstes Mehrtagesrennen der Schweiz für den Nachwuchs und als eines der wichtigsten seiner Kategorie weltweit positioniert werden. Aus sportlicher Sicht soll für die Jungprofis kein Weg an unserem Rennen vorbeiführen. Wir fokussieren uns auf die Stärken des GP Tell aus den Ursprungsjahren und wollen aus dieser Position organisatorische und sportliche Neuerungen ins Auge fassen.
Daneben wollen wir ein breites Publikum ansprechen. Die Vorbereitungen zu weiteren Sideevents für Radsportbegeisterte, aber auch für Leute, die sich für das Rundherum interessieren, laufen auf Hochtouren. Erfreulicherweise beteiligen sich auch einige unserer Partner aktiv an der Gestaltung des neuen Rahmenprogramms, das wir nächstes Jahr aus der Taufe heben werden.

Die Tellroute 2008 ist sehr ausgeglichen. Alle Etappen weisen anspruchsvolle Profile aus und sind sehr ähnlich. Welches waren eure Überlegungen beim Gestalten der diesjährigen Strecke?

SL: Ich freue mich, dass wir den Prolog erneut in der Stadt Luzern durchführen dürfen. Dafür möchte ich den zuständigen Stellen der Stadt Luzern ein grosses „Merci“ aussprechen. Obwohl ein „ ganz grosser Berg“ fehlt, ist der GP Tell 2008 nicht zu unterschätzen. Insgesamt sind fast gleich viele Höhenmeter wie 2007 (ca. 7'500 Höhenmeter) zu bewältigen. Die Strecken versprechen rassigen und animierten Radsport. Ich denke dabei u.a. an die Schlussetappe, welche alles bietet: Kurze, anspruchsvolle Aufstiege und lang gezogene, flache Teilstücke im Wauwilermoos. Für die Zuschauer ist der GP Tell 2008 auf alle Fälle attraktiv. Ich erwarte ein ausgeglichenes Rennen.

GG: Den Begriff „Königsetappe“ kenne ich eigentlich nur aus den Medien. Für uns soll der ganze Anlass ein Radsportspektakel sein, das seinesgleichen sucht. Wir wollen den Zuschauern ein Erlebnis bieten, das den Kriterien der Kategorie Espoirs entspricht. Wir haben einen anspruchsvollen Parcours zusammengestellt, aber wir wollen die jungen Athleten nicht überreizen. Die jungen Sportler am GP Tell sind in jeder Beziehung die „Hoffnung“ für die Zukunft des Radsports in erster Linie und den Sport im Allgemeinen. Die Etappen am Tell können von jedem Athleten, der sich seriös vorbereitet, bewältigt werden. Jeder hat die Chance, an einem Tag mit guten Beinen einen Akzent setzen und damit ein Highlight in seinem Palmares zu setzen.

Zum dritten Mal hintereinander fehlt ein richtiges Zeitfahren im diesjährigen Tellmenu. Was hat es damit auf sich?

SL: Der GP Tell wird mit einem klassischen Prologzeitfahren in Luzern eröffnet. Nicht zuletzt wegen den grossen Anforderungen im Sicherheitsbereich haben wir uns dazu entschlossen, auch 2008 auf ein eigentliches Zeitfahren zu verzichten. Das heisst aber nicht, dass es am Tell keine Zeitfahren mehr geben wird. Ein Bergzeitfahren wäre aus meiner Sicht als Sportchef schon lange ein Wunsch. Wenn ein entsprechender Veranstalter gefunden würde, wäre dies toll. Wer weiss, vielleicht ist es schon nächstes Jahr soweit.

GG: Ein Zeitfahren stellt in diverser Hinsicht sehr hohe Anforderungen an uns als Veranstalter. So muss beispielsweise die ganze Strecke ausnahmslos für jeglichen Verkehr gesperrt werden. Die Schweizer Behörden sind sehr zurückhaltend mit der Erteilung von Bewilligungen und wir sind aus finanziellen Überlegungen, aber auch aus sportlichen Sicht nicht gewillt, für ein weiteres Zeitfahren (nebst dem Prolog) eine Etappe oder Halbetappe zu „opfern“

Mit dem freiwilligen Austritt aus dem UCI-Nationencup hat sich auch die Besetzung des GP Tells verändert. Wie schätzt ihr die sportliche Beteiligung eures Rennens ein?

SL: Trotz Rückzug darf sich die Besetzung auch in diesem Jahr sehen lassen, obschon nur noch halb soviele Nationalteams am Start stehen wie 2007. Die Gründe dafür haben wir bereits erläutert. Das Interesse am GP Tell ist aber nach wie vor sehr gross. Unser Rennen erfreut sich sich in der internationalen Nachwuchsradsportszene immer noch eines guten Rufs. Auch 2008 konnten wir unter den gemeldeten Teams auswählen. Ich denke, das spricht für die Qualität unserer Veranstaltung.

GG: Unsere Gründe für den Austritt sind bekannt und wir sind überzeugt, den richtigen Weg beschritten zu haben. Die Zukunft wird dies zeigen. Sollte die UCI aus ihrer momentanen Krise (Ausstieg der wichtigsten Veranstalter und Mannschaften aus der Protour-Serie; interne organisatorische und kommunikative Mängel) herausfinden und der Sport wieder im Vordergrund stehen, können wir uns einen erneuten Einstieg in den Nationencup vorstellen. Klar ist aber auch für uns, die Vergangenheit muss aufgearbeitet sein und die Rahmenbedingungen müssen stimmen.

Schliesslich ein Ausblick auf das nächste Jahr: Gibt es für den Tell 2009 schon Orte, die ihr fix gebucht habt? Wenn ja, welche?

GG: Für die beiden nächsten Jahre haben sich schon verschiedene Interessenten gemeldet. Mit einigen von ihnen führen wir bereits Vertragsverhandlungen. Aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre möchten wir jedoch noch keine Orte bekanntgeben.

Zum Abschluss eine schwierige Frage: Wer gewinnt den GP Tell 2008?

SL: Ein Schweizer Gesamtsieg ist fast überfällig (Anm. Red.: Oscar Camenzind gewann 1997 als letzter Schweizer die Gesamtwertung). Die Schweizer Nachwuchsfahrer sind in diesem Jahr der Spitze sehr nahe. Daher tippe ich optimistisch auf einen Schweizer Sieg, auch wenn dafür viele Faktoren zusammen passen müssen.

GG: in meiner Brust gibt es zwei Stimmen: Ich hoffe natürlich auch auf einen Schweizer Gesamtsieger. Vergleiche ich die Breite des Schweizer Nachwuchses mit den startenden ausländischen Fahrer mit ihren Palmares, glaube ich eher, dass ein Nicht-Schweizer die Tell Trophy im Campus Sursee wird in Empfang nehmen dürfen.

Besten Dank für das Gespräch.

 

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