Medienmitteilung
Der GP Tell im Umbruch
Luzern 17.08.2009 - Vom 26. - 30. August 2009 findet die 36. Austragung des Zentralschweizer Etappenrennens GP Tell statt. Nach mehr als 10 Jahren kehren die Organisatoren ab von der Formel U23. In diesem Jahr sind Fahrer, der Jahrgänge 1983 - 1990 (Kategorie U23 & Elite 2.2) zum Start zugelassen. Neben der Anpassung der Alterslimite sind im Umfeld des GP Tell weitere Veränderungen absehbar. Dies ändert nichts daran, dass die Chance auf einen Schweizer Gesamtsieg schon lange nicht mehr so gross als in diesem Jahr war.
Nach 9 Austragungen unter der Formel U23 haben sich die Tell-Organisatoren 2009 für eine Änderung der Alterslimite entschlossen. Nachdem in den letzten Jahren vor allem die Schweizer Markenteams Druck auf Guido Graf und seine Mannen ausgeübt hatten, vollzog man nun diesen Wechsel. Neu dürfen 2009 Fahrer starten, die zum Zeitpunkt des Rennens das 27. Altersjahr noch nicht erreicht haben. Damit will man insbesondere jenen Fahrern eine Chance einräumen, die mit 23 den Einstieg ins Profigeschäft noch nicht erreicht haben. Dazu zählen insbesondere auch viele Schweizer, die wegen der Doppelbelastung Beruf –Sport ihr Leistungsmaximum oft noch nicht erreicht haben. Sportchef Sepp Lötscher ist sich dessen bewusst: "Vielleicht haben wir diesem Gesichtspunkt in der Vergangenheit zuwenig Bedeutung geschenkt. Unser Hauptfokus lag in der Vergangenheit eher darauf, den besten Schweizer Nachwuchsvelofahrern den Vergleich zur Weltspitze zur ermöglichen."
Am 26. August startet der GP Tell in Luzern mit einer weiteren Neuerung zu seiner 36. Austragung. Der Prolog wird als Mannschaftszeitfahren in der attraktiven Umgebung der Luzerner Altstadt ausgetragen. Der 1.7 Km lange Rundkurs ist von den Teams 2x zu befahren und dient vor allem dazu, dem Gesamtklassement erste Konturen zu verleihen. Die mit diversen Richtungsänderungen versehene Strecke stellt einige technische Anforderungen.
Am 27. August disloziert der Tell-Tross in den Nachbarkanton Aargau. Start- und Zielort ist Staffelbach im Suhrental. Die 1. Etappe über 144 Km ist ein interessanter Parcours für solide Fahrer mit diversen Fähigkeiten. Die Strecke ist geprägt von einem steten Auf und Ab. Der Bergpreis in Williberg 8 Kilometer vor dem Ziel könnte eine erste Chance für einen Fahrer mit Ambitionen aufs Gesamtklassement sein.
Für eine weitere Zäsur dürfte die Etappe vom Freitag im Flecken Beromünster sorgen. Mit mehr als 2300 Höhenmetern stellt sie einige Anforderungen an das Fahrerfeld. Wie am Vortrag ist dieses Teilstück von einem Sägezahnprofil geprägt. Gute Bergfahrer mit einem starken Team im Hintergrund sind an diesem Tag sicherlich im Vorteil. Von Beginn weg ist an diesem Tag mit zahlreichen Angriffen aus dem Feld zu rechnen. Nur gerade 4 Kilometer vor dem Ziel liegt der letzte Bergpreis beim ehemaligen Landessender. Ein interessanter Tag auch für die Zuschauer, passieren doch die Fahrer insgesamt 4 Mal das Start- und Zielgelände in Beromünster.
Am Samstag begrüsst Udligenswil den GP Tell zur 3. Etappe. Auf dieser Etappe können sich am ehesten Fahrer mit Sprintqualitäten Chancen auf den Tagessieg ausrechnen. Trotz 3 Bergpreisen findet das Feld auch längere flache Abschnitte vor. Auch an diesem Tag steht aber ein letztes topographisches Hindernis kurz vor dem Ziel an mit der Passage am Michaelskreuz.
Der Schlusstag ist gleichzeitig auch die diesjährige Königsetappe. Die 4. Etappe ist mit 155 Km nicht nur das längste Teilstück, sondern beinhaltet mit der Passage des Glaubenbergs auch den einzigen Berg der 1. Kategorie. Start- und Zielort ist Nottwil am Sempachersee. Am letzten Tag ist noch einmal damit zu rechnen, dass Fahrer mit Chancen auf den Gesamtsieg alles riskieren werden mittels einer frühen Flucht.
Selten zuvor war die Ausgangslage für den Gesamtsieg am GP Tell so offen wie in diesem Jahr. Insgesamt 18 Mannschaften zu 6 Fahrern werden am 26. August in Luzern das Rennen in Angriff nehmen. Rund die Hälfte des Fahrerfelds ist im Besitz einer Schweizer Lizenz. So viele wie seit Jahren nicht mehr. Als Kronfavorit wird allgemein der Roggliswiler Mathias Frank bezeichnet, der den Tell offen als einen seiner Saisonhöhepunkte bezeichnet. Der Luzerner Jungprofi fuhr 2008 für das deutsche Profiteam von Gerolsteiner und wechselte auf diese Saison hin zum schweizerisch-amerikanischen Team BMC. Frank hat 2009 mit sehr soliden Leistungen an Toprennen wie der Tour de Romandie oder der Dauphiné Libéré aufhorchen lassen. Der 22-jährige Luzerner Hinterländer weiss mit einer sehr starken Mannschaft ein weiteres Ass in seinem Ärmel. Danilo Wyss, Martin Kohler, Stefan Trafelet und Thomas Frei haben den Übertritt ins Profilager bereits geschafft. Mit Ausnahme von Wyss haben alle auch schon ihre Erfahrungen mit dem GP Tell gemacht. Mathias Frank als Sieger der Königsetappe 2007 in Arosa erinnert sich sicher gerne zurück. Thomas Frei wohl etwas weniger. 2006 war er auf der 2. Etappe alleine unterwegs zum Leadertrikot, als er kurz vor dem Ziel stürzte und seine Kontrahenten vorbeiziehen lassen musste. Frei blieb schliesslich der undankbare 4. Platz im Gesamtklassement.
Ein gewichtiges Wort um den Tell-Sieg wird ein weiterer Schweizer mitreden wollen. Der für den VC Meilen lizenzierte Simon Zahner gewann Anfang August die Elsass-Rundfahrt und führt zur Zeit das Jahresklassement von Swiss Cycling an. Zahner mit Jahrgang 1983 ist einer der Profiteure der neuen Altersformel.
Eher schwieriger einzuschätzen sind 2009 die ausländischen Konkurrenten. Sicher eine Rolle spielen wird der Österreicher Stefan Denifl, der diesjährige Sieger der Thüringen-Rundfahrt. Der noch nicht mal 22 Jahre alte Tiroler wartete auch mit zwei Top-Ten Klassierungen an den schwierigen Rundfahrten in Bayern und Österreich auf.
Mit Marcel Kittel trägt ein interessanter Mann die Farben der deutschen U23-Nationalmannschaft. Kittel ist der amtierende Zeitfahren-Europameister der U23 und wurde 2005 und 2006 Weltmeister im Einzelzeitfahren der Junioren. Mit Robert Bengsch aus der Berliner Mannschaft KED steht der Sieger der Elsass-Rundfahrt von 2008 am Start.
Für ein weiteres Highlight sorgt das Mix-Team der UCI, das seine Basis in Aigle hat. In seinen Reihen steht unter anderen der 20-jährige Daniel Tekleheimanot aus Eritrea. Daneben stehen auch der Südafrikaner Jaco Venter und der Moldawier Sergiu Cioban am Start, die beide eine Top-10 Klassierung am GP Portugal 2009 erzielt haben.
Für Spannung ist also einmal mehr gesorgt am GP Tell – auch 2009.
PDF Version der Medienmitteilung und Interview mit Guido Graf
GP Tell 2009 – Zahlen und Fakten
ETAPPENPLAN
Mittwoch, 26. August Mannschaftszeitfahren Stadt Luzern (Prolog)
Donnerstag, 27. August Start und Ziel in Staffelbach AG
Freitag, 28. August Start und Ziel in Beromünster
Samstag, 29. August Start und Ziel in Udligenswil
Sonntag, 30. August Start und Ziel in Nottwil
Voraussichtliche Distanz: 584 km
Gesamte Höhendifferenz: Ca. 8'500 Höhenmeter
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