Tomaz Nose fühlt sich wohl am GP Tell
DE. Das zweite
Teilstück des GP Tell führte von Roggliswil nach Zweisimmen
im Berner Oberland über eine Distanz von 172 Kilometern.
Bei perfekten äusseren Bedingungen präsentierte sich
das Emmental und das Berner Oberland von seiner besten Seite,
sodass die diesjährige Königsetappe vor einer phantastischen
Kulisse ausgetragen werden konnte. Etappensieger wurde der 22jährige
Slowne Tomaz Nose, der seinen Konkurrenten im äusserst schweren
Finale um Zweisimmen keine Chance liess und damit gleichzeitig
das Leadertricot übernahm.
Lanciert wurde das Renngeschehen durch Laurent
Arn von der Schweizer U23 Nationalmannschaft. Bereits nach wenigen
Kilometern suchte er das Weite. In der Folge stiessen Patrick
Gassmann, Manuel Widmer und der Amerikaner Michael Wolf zur Spitze
vor. Das neue Quartett harmonierte anfänglich recht gut,
und dank dem moderaten Tempo im Feld vergrösserte sich der
Vorsprung des Spitzenquartetts zügig.
Bereits bei Grosshöchstetten (km 65) lag
das Feld über sieben Minuten hinter der Spitze. In dieser
Gegend waren im übrigen drei prominente Radsportler unter
den Zuschauern am Strassenrand: Die Berner Radprofis Fabian Cancellara,
Sven Montgommery und David Loosli liessen es sich nicht nehmen,
den GP Tell Kollegen im Rahmen einer Trainingsausfahrt einen Besuch
abzustatten.
Erst in der Region von Münsingen reagierte
das Hauptfeld mit einer deutlichen Tempoverschärfung, für
welche vor allem die Holländer mit dem aktuellen Gesamtleader
Kai Reus verantwortlich waren. Der Amerikaner Wolf wurde als erster
vom Feld eingeholt, wenig später war es auch um Manuel Widmer
geschehen. Mit vereinten Kräften wehrten sich Patrick Gassmann
und Laurent Arn - beide aus der Radsporthochburg des VC Pfaffnau-Roggliswil
hervorgekommen - gegen die Einholung.
In der Steigung zum Kategorie 1-Bergpreis Sparenmoos
(37 km vor dem Ziel) wurde auch Gassmann eingeholt, Arn wurde
wenig später nach der ersten Zielpassage in Zweisimmen vom
Feld "geschnappt". Seine Kräfte waren nach notabene
fast 140 Kilometer an der Rennspitze aufgebraucht und entsprechend
konnte im Finale nicht mehr ganz vorne mithalten: "Ich war
ausgebrannt." war sein kurzer Kommentar im Ziel. Trotzdem
erreichte er das Ziel als guter 12. der Etappe. Zudem bleibt ihm
der Trost, mit seiner langen Flucht fleissig Prämien und
Wertungspunkte gesammelt zu haben, womit er die 50 Franken Busse
vom Vortag mehr als kompensiert hat. Und - last but not least
- Arn schlüpfte ins grüne Tricot der SuvaLiv!-Sprintwertung.
In der ersten Zusatzrunde ergriff der 22jährige
Slowene Tomaz Nose die Initiative. Er liess seinen hochkarätigen
Konkurrenten keine Chance und feierte vor Tausenden von Zuschauern
in Zweisimmen einen souveränen Solosieg. Bereits im letzten
Jahr sicherte sich Nose einen Etappensieg anlässlich der
zweiten Etappe, damals in Emmetten. "Es gefällt ihm
sehr hier, es ist halt ähnlich gebirgig wie zuhause in Slowenien"
erklärte sein Betreuer im Ziel. Wie zudem im Ziel zu erfahren
war, wird Tomaz Nose ab 18. September 2004 als Stagaire im Team
Phonak fahren.
Eine Topleistung zeigte Lokalmatador
Florian Stalder aus Zweisimmen. Der Vorjahres-Gesamtdritte des
GP Tell entschädigte seine zahlreich aufmarschierten Fans
an seiner Heimetappe mit einer grandiosen Darbietung. Im Schlusspurt
der ersten Verfolgergruppe sicherte sich Stalder hinter Daniel
Gysling den dritten Etappenrang, dies trotz den Beinkrämpfen
in der Zusatzrunde.
Der neue Leader Tomaz Nose avanciert somit
zum grossen Favorit auf den diesjährigen Tell-Gesamtsieg.
Sein Vorsprung auf den zweitplatzierten Luxemburger Andy Schleck
beträgt 1 Minute 41. Auf den Plätzen drei bis neun bewegen
sich die Abstände nach wie vor im Sekundenbereich. Der Grosskampf
um den dritten Podestplatz des GP Tell 2004 dürfte damit
definitiv lanciert sein.
Text: Daniel Erismann
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